Drei Fragen zur Mitbestimmung der Zukunft an Prof. Dr. Werner Nienhüser, Universität Duisburg-Essen

Hier sehen Sie Ausschnitte aus einem Interview, dass ich nach einem Vortrag auf einer Tagung der Hans-Böckler-Stiftung  „What Does Co-Determination do?  What Can We Learn from Research? Was leistet die Mitbestimmung? Was sagt die Wissenschaft?” am 12.5.2016 in Berlin gegeben habe. Organisiert wurde die Konferenz von der Hans-Böckler-Stifung und dem Wissenschaftszentrum Berlin.

Das Thema meines Vortrages lautete: What do People Think about Employee Participation (Mitbestimmung)?  (Die PDF-Präsentationsdatei  können Sie hier herunterladen).

„Beschäftigte wollen mehr Einfluss“

Im Böckler Impuls Ausgabe 06/2016 wird über unsere Studie berichtet.

„Sollten Arbeitnehmer genauso viel Einfluss haben wie Arbeitgeber? Ja, sagen die allermeisten Beschäftigten – aber nur ein Drittel der Unternehmer. Forscher werten dies als „gutes Zeichen“.

Arbeitnehmer sollten im Betrieb mitbestimmen – davon ist die große Mehrheit der Erwerbstätigen überzeugt, wie eine Analyse von Werner Nienhüser, Esther Glück und Heiko Hoßfeld von der Universität Duisburg-Essen zeigt. Die Forscher haben für ihre von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie rund 1.900 Erwerbstätige nach ihren Einstellungen zur Mitsprache am Arbeitsplatz gefragt.

Der Anteil derjenigen, die finden, dass Arbeitnehmer mindestens gleich viel Einfluss haben sollten wie Arbeitgeber, liegt bei 65 Prozent. Noch deutlicher fällt die Gegenprobe aus: Der Aussage, dass Mitbestimmung falsch sei, stimmten nur 13 Prozent der Befragten zu. Dabei wurde nicht unterschieden zwischen betrieblicher Mitbestimmung und der Mitsprache in Aufsichtsräten.

Die große Mehrheit der Beschäftigten ist der Meinung, dass sie genauso viel Einfluss haben sollten wie die Arbeitgeber.

Die große Mehrheit der Beschäftigten ist der Meinung, dass sie genauso viel Einfluss haben sollten wie die Arbeitgeber.

Die Befürworter sind in fast allen untersuchten Gruppen in der Mehrheit, unabhängig von Qualifikation oder Erwerbsposition. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Arbeitgeber, die mindestens fünf Beschäftigte haben und deren Betriebe damit betriebsratsfähig sind, halten offenbar wenig davon, ihre Mitarbeiter mit­entscheiden zu lassen. Auf die Frage, ob Arbeitnehmer gleich viel Einfluss haben sollten, zeigt sich in dieser Gruppe „eine deutliche Ablehnung“. Nur ein Drittel wünscht sich gleichberechtigte Beschäftigte. Gleichzeitig äußern die befragten Arbeitgeber überwiegend positive Assoziationen zu den Begriffen Mitbestimmung und Betriebsrat – und weisen damit eine grundsätzlich aufgeschlossene Haltung auf. Die Interpretation der Wissenschaftler: Generell könnten sich Arbeitgeber durchaus mit Mitbestimmung arrangieren, nur nicht dann, wenn sie ihre Verfügungsrechte bedroht sehen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen zweierlei: Zum einen spricht einiges dafür, „dass Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Denken der Mehrheit zu einer positiv bewerteten Institution geworden ist“, schreiben die Wissenschaftler. Je mehr Erfahrungen die Menschen mit Mitbestimmung gemacht haben, desto positiver sei ihre Einstellung. Zum anderen besteht nach wie vor „Konfliktpotenzial zwischen einer machtvollen Minderheit, zu der vor allem die Arbeitgeber betriebsratsfähiger Betriebe gehören, und den in den anderen sozialen Gruppen zu findenden Mitbestimmungsbefürwortern“.

Angesichts der bestehenden Interessengegensätze zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sei es nicht verwunderlich, dass die Meinungen beim Thema Mitbestimmung auseinandergehen. Die Forscher werten dies als „gutes Zeichen“. Schließlich wären „Mitbestimmungsinstitutionen, die von allen akzeptiert oder gar begrüßt würden, vermutlich solche ohne Verteilungswirkung und damit zahnlos“.“ (Quelle: Böckler Impuls, 6/2016, http://www.boeckler.de/64443_64476.htm) . Den Impuls-Artikel kann man als PDF downloaden.

Die Darstellung im Böckler Impukls stützt sich auf den Beitrag: Nienhüser, Werner / Glück, Esther / Hoßfeld, Heiko (2016): Einstellungen zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer – welchen Einfluss haben Mitbestimmungserfahrungen? In: WSI-Mitteilungen, 3, S. 161-171. (PDF des Beitrags zum download).

Bericht über unsere Befunde auf der Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung am 10. und 11. März 2015 in Berlin

“Den Abschluss bildete die Vorstellung einer von der Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Befragung zu Einstellungen von Arbeitnehmern zur Mitbestimmung. Das Ergebnis fiel selbst für die Wissenschaftler um Werner Nienhüser von der Universität Duisburg-Essen viel positiver als erwartet: Mehr als 90 Prozent der Befragten stehen danach der Mitbestimmung positiv gegenüber, rund 64 Prozent fordern für die Unternehmensführung einen Gleichklang von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberinteressen.“ (Mehr dazu in der März-Ausgabe des Magazins Mitbestimmung) Quelle: http://www.boeckler.de/52465_53011.htm

Vortrag über das Projekt 11.2.2015 Tagung „Strategische Ressource Personal. Gute Unternehmensführung durch Mitbestimmung”

Prof. Nienhüser hielt einen Vortrag auf der Tagung „Strategische Ressource Personal. Gute Unternehmensführung durch Mitbestimmung”. Die Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte fand am 10. und 11. Februar 2015 in Berlin statt. Tagungsort: Cafe Moskau, Karl-Marx-Allee.

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Quelle: Screenshot von: https://twitter.com/boeckler_de

Die Vortragpräsentation finden Sie hier:
http://www.boeckler.de/pdf/v_2015_02_05_nienhueser.pdf